Kennst du das Wort Kubismus oder ist es dir noch völlig fremd? Kubismus in der Kunst bezeichnet eine Stilrichtung, die sehr spannend sein kann.
Der wichtigste Vertreter des Kubismus ist Pablo Picasso. Da es kaum einen wichtigeren Künstler in der Geschichte gibt, wollen wir uns einmal genau ansehen, was es mit dem Kubismus auf sich hat und welche Merkmale ihn kennzeichnen.
Die folgenden Inhalte erwarten dich zur Kunst des Kubismus:
Was verstehen wir unter Kubismus überhaupt?
Welche Merkmale kennzeichnen den Kubismus?
Woher stammt der Name Kubismus?
Die Geschichte des Kubismus in 5 Phasen im Überblick
- Pablo Picasso
- Georges Braque und Pablo Picasso
- Die Puteaux-Gruppe
- Getrennte Weiterentwicklung
- Das Ende des Kubismus
Künstler und Werke des Kubismus
Was verstehen wir unter Kubismus überhaupt?
Der Kubismus ist eine Stilrichtung der Kunst. Er entstand Anfang des 20. Jahrhunderts zunächst in Frankreich.
Der Kubismus wird heute als logische Weiterentwicklung des damals vorherrschenden Fauvismus verstanden. Dieser entstand aus dem Expressionismus und arbeitete bereits mit abstrakten Formen und kräftigen Farben.
Der Kubismus war noch einmal deutlich experimentierfreudiger.
Wie wichtig ist der Kubismus?
Viele sehen im Kubismus den Beginn der Moderne, denn er hatte großen Einfluss auch auf nachfolgende Kunstströmungen sowie Design und Architektur.
Es ist daher kein Wunder, dass es zu keiner anderen Kunstrichtung so viel Literatur gibt wie zum Kubismus. So beschäftigt diese Stilrichtung die Menschen bis heute.
Welche Merkmale kennzeichnen den Kubismus?
Der Kubismus als Kunst besitzt ein besonderes Merkmal, welches sich aus der Perspektive ergibt, die der Maler einnimmt.
Jahrhundertelang wurde ein Bild stets so gemalt, wie ein Mensch die Szenerie sieht: In einer perfekten Perspektive, die besonders realistisch wirkt. Damit waren viele ältere Kunstwerke einer Fotografie relativ ähnlich.
Der Kubismus traute sich als erste Richtung der Kunst, mit dieser Regel zu brechen. Die Künstler versuchten, im Kubismus so zu zeichnen, als seien die Objekte auf dem Bild in ihre Bestandteile aufgesplittert.
Die unterschiedlichen Perspektiven, aus denen du eine Sache betrachten kannst, werden so flächig nebeneinander dargestellt. Es werden also verschiedene Blickwinkel auf eine Sache in ein und demselben Bild dargestellt.
So entstehen meist als stark abstrakt wahrgenommene Bilder. Auch die Farben waren im Kubismus Mittel zum Zweck und mussten nicht unbedingt möglichst nah an der Realität sein.
Woher stammt der Name Kubismus?
Der Name Kubismus leitet sich vom lateinischen Wort cubus ab, was Würfel bedeutet.
Um die Namensgebung nachzuvollziehen, hilft es, zu verstehen, wie genau die Künstler des Kubismus es schafften, das gesehene Objekt aufzusplitten.
Sie zerlegten es dazu nämlich in geometrische Formen. Die Objekte werden daher als Ansammlung verschiedener Figuren, unter anderem Würfel, dargestellt.
Es lag daher nur nahe, die Kunstrichtung als Kubismus zu bezeichnen. Denn die ausgeprägten geometrischen Formen werden meist als klares Merkmal der Kunst des Kubismus wahrgenommen.
Die Geschichte des Kubismus im Überblick
Wie andere Kunstrichtungen auch war der Kubismus für seine damalige Zeit sehr neu. Er entstand nicht schlagartig und war auch nicht sofort erfolgreich.
Vielmehr verlief die Entwicklung und Weiterentwicklung des Kubismus in mehreren Phasen.
Phase I: Pablo Picasso
Mehr als viele andere Kunstrichtungen ist der Kubismus eng mit den Künstlern verknüpft, die ihm zugerechnet werden.
Begonnen hat alles mit einem Werk Pablo Picassos: Les Demoiselles d’Avignon. Dieses stellte er 1907 fertig, weshalb dieses Jahr als Geburtsstunde des Kubismus gilt.
Picasso, der vorher deutlich gegenständlicher malte, zeigte auf seinem Bild fünf Damen, deren Körper in geometrische Formen zerteilt waren.
Was wie ein plötzlicher Wandel wirkte, hat lange in Picasso reifen müssen. So setzte er sich zunächst intensiv mit der europäischen Kunst auseinander, die es bis dahin gegeben hatte.
Es wird davon ausgegangen, dass Picasso aktiv nach einem Weg suchte, die abendländische Kunst wirklich revolutionär anders zu erzählen.
Ausschlaggebend sollen zudem traditionelle afrikanische Masken gewesen waren, deren Geometrie ihn fasziniert haben soll. Man spricht daher in den nächsten zwei Schaffensjahren Picassos auch von seiner afrikanischen Phase.
Phase II: Pablo Picasso und Georges Braque
Bereits 1907 treffen sich Pablo Picasso und Georges Braque, der später selbst zu einem der wichtigsten Vertreter des Kubismus wird.
Liebe auf den ersten Blick ist es allerdings nicht: Zunächst ist Braque von Picassos neuen stilistischen Experimenten überhaupt nicht begeistert.
Doch auch Braque versucht in dieser Zeit, einen wirklich neuen Stil zu finden. Als Braque und Picasso daher 1908 wieder aufeinandertreffen, merken sie, dass ihre aktuellen künstlerischen Entwicklungen viele Gemeinsamkeiten aufweisen. In der Folge entwickelte sich eine enge künstlerische Zusammenarbeit.
1908 entsteht dann auch der Begriff Kubismus. Der Kunstkritiker Louis Vauxcelles entwickelt ihn – zunächst als Spott gemeint, wird der Name später von den Künstlern als Selbstbegriff gewählt.
Phase III: Die Puteaux-Gruppe
Picasso und Braque entwickeln den neuen Stil ab 1908 konsequent weiter. Auch andere Künstler wie etwa André Derain beteiligen sich intensiv am Austausch darüber.
Die Rezeption des Kubismus ist in dieser Zeit zunächst nicht besonders positiv. Viel zu futuristisch und befremdlich wirkt der abstrakte Stil auf die Menschen.
1910 schließen sich einige Künstler aus dem Umfeld Picassos zur sogenannten Puteaux-Gruppe zusammen. Das erste Mal bezeichnen sie sich selbst als Kubisten.
Allerdings entstehen schnell Spannungen in der Gruppe, da einige Mitglieder wie beispielsweise Marcel Duchamp und Robert Delaunay sich zur völligen Abstraktion weiterentwickeln. Das soll Picasso und Braque nicht gefallen haben, was zur Spaltung führt.
Phase IV: Getrennte Weiterentwicklung
Picasso und Braque arbeiten weiterhin eng zusammen. Die anderen Künstler der Puteaux-Gruppe allerdings entwickeln ihren individuellen Stil weiter.
So entstehen immer mehr unterschiedliche Ausformungen des Kubismus. Wichtig sind zu dieser Zeit vor allem die Werke von Marcel Duchamp, Robert Delaunay und Fernand Léger.
Gleichzeitig kann Picasso einen weiteren Künstler mit seinem Kubismus begeistern: Seinen Ateliernachbarn Juan Gris.
Juan Gris strebt schnell danach, dem Kubismus auch ein kunsttheoretisches Fundament zu geben. Auch das soll bei Picasso und Braque nicht unbedingt auf Verständnis gestoßen sein.
Das Ende des Kubismus
Der erste Weltkrieg führte nach und nach zum Ende des Kubismus. So wurden einige der wichtigsten Künstler zum Kriegsdienst einberufen. Dieses Schicksal ereilte unter anderem Derain und Braque.
1915 erlitt Braque im Krieg eine schwere Kopfverletzung, von der er sich zwei Jahre lang erholen musste. Die Freundschaft zwischen ihm und Picasso zerbrach in dieser Zeit. Warum genau ist nicht bekannt.
Für Picasso ist der Kubismus in dieser Zeit abgeschlossen. Ihn interessierte vor allem die logische Herangehensweise, die von den anderen Kubisten mehr und mehr abgelehnt wird.
Picasso beschäftigt sich zunehmend mit anderen Richtungen, vor allem dem Surrealismus. Der Kubismus wird mit dem Verlust seines wichtigsten Vertreters zunehmend unbedeutend.
Arten von Kubismus
Es gibt drei verschiedene Arten von Kubismus, die wir dir im Folgenden kurz vorstellen möchten.
Aus dem ursprünglichen Kubismus entwickelten sich diese Formen in wenigen Jahren.
Analytischer Kubismus
Auch im analytischen Kubismus malen die Künstler damals in geometrische Formen zerlegte Objekte und Menschen.
Statt Würfel oder andere Formen zu nutzen, werden hier allerdings Flächen gemalt, die sich auch überlappen können. Die Flächen werden häufig durch starke, dunkle Linien begrenzt.
Das Prinzip, eine Sache aus mehreren Perspektiven gleichzeitig zu zeigen, blieb aber bestehen.
Die Künstler arbeiteten mit wenigen, zusammenpassenden Farben. Besonders zu Anfang des analytischen Kubismus waren das vor allem sehr helle Farbtöne, später wurden die Farben kräftiger.
Dargestellt wurden meist Szenen oder Dinge aus dem normalen Alltag.
Synthetischer Kubismus
Zwischen 1912 und 1914 wurde die Kunst des Kubismus deutlich experimentierfreudiger. Man spricht hier von synthetischem Kubismus.
Der Unterschied zum analytischen Kubismus ist leichter erklärt, als die komplizierte Wortwahl vielleicht vermuten lässt: Beim analytischen Kubismus zerlegten die Künstler ein Objekt in viele Ebenen. Beim synthetischen Kubismus verbanden sie unterschiedliche, eigentlich nicht zusammengehörende Dinge zu einem neuen Objekt.
Die Bilder sind dadurch deutlich vielschichtiger. Auch die Farben wurden nun richtig kräftig.
Besonders Picassos Werke des synthetischen Kubismus trieben das Prinzip, aus eigentlich nicht verwandten Gegenständen ein neues Objekt zu bauen auf die Spitze: Er experimentierte zunehmend mit Collagen, welche damals eine völlig unbekannte und neue Kunstform waren.
Die Schaffenden begannen also zunehmend, nicht mehr nur im Kubismus zu malen, sondern beispielsweise Zeitungen, Spielkarten oder Verpackungen mit auf die Werke aufzukleben.
Juan Gris artist QS:P170,Q151152, Fantômas – Juan Gris, CC BY-SA 3.0
Orphismus
Der Orphismus wird als Weiterentwicklung des analytischen Kubismus verstanden und daher manchmal auch orphischer Kubismus genannt.
Er entstand durch die künstlerische Beschäftigung des Künstlers Robert Delaunay mit dem Kubismus. Seine Werke entwickelten sich schnell vom durch Picasso und Braque vorgegebenen Stil weg und bekamen dadurch einen eigenständigen Charakter als eigene Kunstrichtung.
Orphistische Bilder legen weniger Wert auf das Motiv und interessieren sich eher für das Zusammenspiel aus Licht und Farbe. Die Grundform ist der Kreis, die Bilder sind oft stark abstrakt.
Beim Orphismus spielt Farbe eine zentrale Rolle. Es sollten möglichst starke Farbkontraste gefunden werden. Das lässt die Bilder sehr bunt und farbenfroh wirken.
Künstler und Werke des Kubismus
Abschließend wollen wir dir natürlich die wichtigsten kubistischen Künstler kurz vorstellen.
Aufgrund von Bildrechten können wir dir leider viele kubistische Werke nicht direkt auf unserer Seite zeigen. Wir verlinken aber wo immer möglich dahin, damit du dir die Bilder ansehen kannst.
Pablo Picasso
Pablo Picasso ist der Urvater des Kubismus. Neben den bereits genannten afrikanischen Masken soll ihn zu dieser Zeit vor allem die Kunst des einige Jahre zuvor verstorbenen Impressionisten Paul Cézanne inspiriert haben.
Cézanne strebte nach einer Neuerfindung des künstlerischen Ausdrucks. Die geltenden akademischen Regeln in der Kunst wollte er überwinden. Das beeindruckte Picasso anscheinend.
Das wichtigste kubistische Werk Picassos ist das berühmte Bild Les Demoiselles d’Avignon.
Georges Braque
Am Anfang seiner Künstlerkarriere beschäftige sich Georges Braque mit dem Fauvismus, welcher bereits bestrebt ist, die klassischen Regeln der Kunst zu hinterfragen. Der Fauvismus gilt als eine der ersten modernen Kunstrichtungen.
Picassos Wille zur strikten Dekonstruktion der bisher geltenden Regeln der Kunst muss Braque sehr beeindruckt haben.
Leider wird sein Werk häufig nur im Zusammenhang mit Picassos Werk gesehen. Dabei trieben die beiden sich gegenseitig zu immer größeren künstlerischen Experimenten an. Braque trägt damit an der Entwicklung des Kubismus einen ebenso großen Anteil wie Picasso.
Typisch für seine Werke ist, dass er großen Wert auf die Formsprache legte und dafür mit sehr dezenten, einheitlichen Brauntönen arbeitete. Ein bekanntes Werk Braques ist Violine und Kerzenhalter.
Marcel Duchamp
Für Marcel Duchamp war der Kubismus nur eine Art Durchgangsstation. Auch er war zuvor im Fauvismus aktiv.
Der Kubismus zog ihn für einige Jahre in seinen Bann. Allerdings gab er dann das Malen komplett auf und widmete sich der Objektkunst. In diesem Bereich wurde er zu einem der bedeutendsten Künstler überhaupt.
Ein bekanntes kubistisches Werk Duchamps ist Akt, eine Treppe hinabsteigend Nr. 2.
Robert Delaunay
Bevor Robert Delaunay auf Picasso traf, war er im Umfeld des Expressionismus unterwegs. Er pflegte Beziehungen zur Künstlervereinigung Blauer Reiter, der unter anderem Wassily Kandinsky angehörte.
Dessen Stil prägte ihn sehr. So war es nur konsequent, dass Delaunay im Orphismus eine Verbindung aus expressionistischen und kubistischen Methoden schuf.
Bekannt sind Delaunays Fensterbilder. Diese zeigen den völlig dekonstruierten Blick aus unterschiedlichen Fenstern, wie zum Beispiel bei Simultane Fenster auf die Stadt.
Juan Gris
Bereits im jungen Alter trifft Juan Gris auf Pablo Picasso. Gris arbeitete bis dahin als Karikaturist. Erst seine Faszination für Picassos Werk bewirkt, dass er sich der Malerei zuwendet.
Innerhalb weniger Jahre wird Gris nicht nur zum treuen Schüler Picassos, sondern auch selbst zu einem der Hauptvertreter des synthetischen Kubismus.
Die Bilder von Gris zeigen in aller Regel dekonstruierte und wieder zusammengesetzte Stilleben, bei denen sich einzelne Ebenen komplex überlagern.
Ein bekanntes Bild von Gris ist Die Bordeauxflasche.
Die Richtung des Kubismus in der Kunst war sehr bedeutsam. Wie findest du solche Bilder – voll gut oder eher verwirrend? Erzähl es uns gerne in den Kommentaren!