Von Künstlern für Künstler – das ist eines der Leitmotive von Schnaud. Wir finden: Als angehender Künstler kann man von anderen Künstlern viel lernen. Jeder Künstler hat seine eigene Geschichte, seinen eigenen Stil, seine eigenen Tipps, die dich auf deinem Weg enorm bereichern können.
Heute möchten wir dir Seona Sommer vom Atelier SommerKunst vorstellen. Sie ist Porträt-Künstlerin und lebt in Köln.
Geführt wurde das Interview von Simon. Alle in diesem Beitrag gezeigten Bilder sind Kunstwerke von Seona Sommer.
Kunst ist mit das wichtigste in meinem Leben.
Hallo Seona. Schön, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast. Fangen wir auch direkt an mit der Frage aller Fragen: Was ist Kunst für dich?
Kunst ist neben der Gesundheit und meinem Mann das Wichtigste und das Schönste in meinem Leben. Kunst beruhigt mich, Kunst baut mich auf, Kunst spornt mich enorm an.
Das klingt sehr schön. Wie bist du denn überhaupt zur Kunst gekommen und wie lange machst du schon Kunst?
Kunst war bis zu meinem 36. Lebensjahr kein Teil meines Lebens. Aus einer Laune heraus habe ich mir dann eine kleine Leinwand und ein paar Acrylfarben gekauft und war plötzlich wie besessen. Und das hat einfach nicht wieder aufgehört. Ich musste und muss noch immer Kunst machen, um mich lebendig zu fühlen.
Porträtmalerei ist für mich eine Brücke zu meiner Seele.
Wahnsinn, wie eine Laune das ganze Leben verändern kann. Du hast mir schon vor dem Interview erzählt, dass du ausschließlich Porträts malst. Warum?
Ich liebe einfach die Vielfalt der Menschen! Am liebsten würde ich jeden Menschen der Welt einmal malen. Und dann noch denselben Menschen in verschiedenen Posen, Stimmungen, Lebensabschnitten. Kein Mensch ist zu keiner Zeit uninteressant für mich und meine Kunst.
Ich werde selbst emotional sehr getriggert, wenn ich mich so intensiv mit anderen real existierenden Menschen beschäftige. Ich spüre ganz viel auch von mir selbst beim Malen. Porträtmalerei bedeutet für mich daher eine Brücke in mein Unbewusstes, meine Seele.
Wenn ich einen Apfel malen sollte, wäre es einfach nicht das Gleiche. Auch mag ich schnelles Zeichnen bzw. Skizzieren nicht. Da fehlt mir die emotionale Verbindung dazu. Indem ich so in die abgebildete Figur hineinspüre, entdecke ich dabei auch mein eigenes Inneres. Vielleicht bilde ich im Geiste die dargestellte Pose nach und versuche zu spüren, was ich dabei erlebe.
Auf diese Weise kann ich auch in mir selbst auf Entdeckungsreise gehen. Ich kann dabei vielleicht auch in einem ganz bestimmten Gefühl verweilen – so lange eben, wie ich vor einem Porträt stehe und die Figur betrachte. Kunst zu machen ist für mich daher gleichgesetzt mit der Wahrnehmung von und Begegnung mit meiner Seele – weswegen auch jedes von mir erschaffene Bild eine ganz persönliche Note von mir ausdrückt und nicht einfach eine Nachbildung der Fotovorlage ist.
Es gibt unzählige Möglichkeiten, das Malen zu lernen.
Zeichnen als eine Reise zu sich selbst – das ist ein schöner Ansatz. Wie würdest du denn einem kompletten Anfänger empfehlen zu starten?
Grundsätzlich sollte man es einfach tun. Viele halten sich für nicht talentiert und trauen sich dann nicht. Aber es gibt heutzutage unzählige Möglichkeiten, Techniken zu erlernen, dass man sich einfach nur mal ein bisschen umschauen muss. Es gibt Malgruppen, Kurse, Tutorials in Büchern oder im Internet. Mit der Zeit kristallisiert sich dann ganz von allein heraus, wo die eigenen Stärken liegen und wofür das Herz am lautesten schlägt. Und ansonsten braucht man einfach Geduld mit sich selbst. Jede/r fängt mal an und den ersten Kunstwerken sieht man das auch an. Das ist ganz normal!
Da hast du vollkommen Recht. Du hast mir bereits vor dem Interview erzählt, dass du beim weltbekannten Eloy Morales auf mehreren Kursen warst. Was waren die elementarsten Sachen, die du dort gelernt hast?
Das Wichtigste war, dass ich in Eloys Workshop endlich verstanden habe, wie sehr es beim Realismus auf das Sehen und auch die Fähigkeit, das Auge zu täuschen, ankommt. Damit ein Bild realistisch wirkt, muss nicht jeder einzelne Pinselstrich sitzen. Sondern man muss lernen, wie das Auge funktioniert, um dann mit dem Pinsel eine Illusion der Realität zu erschaffen.
An zweiter Stelle stand direkt nach meinem ersten Kurs bei Eloy die Reduzierung meiner Palette und eine intensivere Beschäftigung mit dem Mischen der Farben. Das hat wahnsinnig viel ausgemacht. Die Farbe Schwarz habe ich zum Beispiel größtenteils verbannt. Davon abgesehen habe ich ein paar Techniken übernommen, z.B. weniger Pinsel zu benutzen und mit dem Malmittel Liquin zu arbeiten.
Kunst stärkt die Persönlichkeit.
Kunstkurse sind einfach eine enorme Bereicherung, das habe ich selbst auch gemerkt. Generell finde ich selbst, man kann durch Kunst sowieso sehr viel lernen, auch für Bereiche, die gar nichts mit Kunst zu tun haben. Geht es dir da genauso? Wenn ja, was hast du durch die Kunst für dein Leben gelernt?
Zum einen kann man beim Erschaffen von Kunstwerken immer wieder aufs Neue lernen, sich ein Ziel zu stecken und das dann auch zu erreichen – auf welche Weise auch immer. Dann kann man durch die Kunst sehr viele neue Menschen kennen lernen – auf Vernissagen, in Kursen, in Ateliergemeinschaften, usw. Und schließlich muss man lernen, sich selbst zu vermarkten. Dazu gehört ganz viel Eigeninitiative und auch ein gesundes Selbstbewusstsein. Kunst fordert und formt den ganzen Menschen und stärkt die Persönlichkeit.
Wer von seiner Kunst leben möchte, braucht einen langen Atem.
Da hast du vollkommen Recht – Kunst bereichert das Leben. Dennoch hat auch alles seine Schattenseiten. Was sind oder waren für dich die größten Hindernisse, Künstlerin von Beruf zu sein?
Das größte Hindernis ist die Finanzierung. Kunst zu machen – vor allem gute Kunst – fordert ein erhebliches Budget, das man erst mal haben muss. Ob man dann von dem Ertrag leben kann, ist noch mal wieder eine ganz andere Sache. Da braucht man einen langen Atem und jede/r muss für sich einen Weg finden. Bei mir waren sowohl Pech als auch Glück ausschlaggebend. Aber das ist eine andere Geschichte…
Es gibt so viele Wege wie es Künstler/innen gibt. Auch nicht unerheblich ist die Tatsache, dass (wie auch in der restlichen Berufswelt) Frauen nicht so schnell auf der Karriereleiter nach oben kommen wie Männer – wofür es leider hunderttausend Gründe gibt. Und schließlich schaut der professionelle Markt hierzulande sehr auf das Alter, die Ausbildung und schließlich auch die Kunstgattung. Da ich als späte Autodidaktin gestartet bin und ausschließlich Porträts male, habe ich es in jeder dieser drei Hinsichten schwer.
Der SommerKunstBlog hat eine persönliche Atmosphäre.
Ich stimme dir zu – von der Kunst leben ist eine Herausforderung. Aber schön, dass du deinen Weg gefunden hast. Du hast unter anderem ja auch einen Kunstblog. Worum geht es da?
Im SommerKunstBlog geht um Themen rund um die Kunst. Ich poste wöchentlich einen Artikel. Manchmal schreibe ich über ein spezielles Porträt, das ich gemalt habe und das vielleicht gerade in einer Ausstellung hängt. In anderen Artikeln gebe ich viele Tipps zu Selbstmarketing und Organisation von Künstler/innen. Denn wenn man nicht direkt eine Galerie hat, muss sich jede/r Künstler/in diesbezüglich eigene Fähigkeiten aneignen. Das ist nicht immer einfach und ich teile daher gerne das Wissen, das ich in all den Jahren gesammelt habe.
Ich war und bin noch immer selbst froh, wenn mir andere ihre Erfahrungen mitteilen oder einen guten Tipp geben. Und schließlich besteht auch die Möglichkeit, einen Gastbeitrag einzureichen. Viele Künstler/innen nutzen das, um sich selbst vorzustellen. Aber man kann auch über ein anderes Kunstthema schreiben, wenn man möchte. Grundsätzlich geht es im SommerKunstBlog sehr persönlich zu.
Anmerkung der Redaktion: Auch wir haben einen Gastbeitrag im SommerKunstBlog veröffentlicht – wir freuen uns, wenn du mal reinschaust. 😊
In 5 Jahren werde ich als Künstlerin ein klar definiertes Profil haben.
Klingt gut und ist auch gut – der SommerKunstBlog gefällt mir. Jetzt hätte ich noch eine typische Bewerbungsfrage, aber wir wissen ja, Ziele sind wichtig: Wo siehst du dich in 5 Jahren?
Im Allgemein werde ich in fünf Jahren mein Profil klarer definiert haben. Nachdem ich qualitativ inzwischen erreicht habe, was ich wollte (wobei natürlich weiterhin Luft nach oben ist), geht es mir jetzt darum, ein kompakteres Gesamtwerk zu schaffen, das sich leichter in Galerien oder Museen unterbringen lässt.
Ich werde außerdem einen festen Kreis an guten Fotograf/innen haben, mit denen ich zusammenarbeite. Denn ich brauche für meine Kunst gute Referenzfotos.
Und schließlich werde ich geeignete Räumlichkeiten gefunden haben, in denen ich Mal- und Zeichenkurse geben kann. Im Moment baue ich dieses Angebot auf und kann kleine Gruppen oder Einzelpersonen bei mir zu Hause unterrichten.
Hört sich nach einem super Plan an. Zum Schluss möchten wir natürlich noch wissen, wo wir mehr über dich erfahren können.
Ich lebe und arbeite in Köln. Im Internet bin ich aber natürlich auch zu finden. Ich habe eine eigene Webseite, dort kann man sich für den SommerKunstNewsletter registrieren, um immer auf dem Laufenden zu sein. Zusätzlich gibt es die Webseite vom SommerKunstBlog mit eigenem Newsletter. Wer mag, kann mir auch auf Facebook oder Instagram folgen. Mein Kursangebot befindet sich, wie schon erwähnt, im Moment im Aufbau. Bei Interesse einfach nachfragen!
Vielen Dank für das Interview, liebe Seona, und alles Gute für deinen weiteren Weg!
Webseite: www.ateliersommerkunst.de
Blog: www.sommerkunstblog.de
Email: mail@ateliersommerkunst.de
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