Hast du schonmal vom Surrealismus gehört? Das ist eine Kunstrichtung, die in der modernen Kunst eine wichtige Rolle gespielt hat.
Wie schon letzte Woche beim Kubismus ist Pablo Picasso auch im Surrealismus ein wichtiger Künstler.
Heute wollen wir uns die Kunst des Surrealismus, bekannte Bilder und die Künstler dahinter genauer ansehen.
Rund um den Surrealismus erwarten dich heute die folgenden Inhalte:
Surrealismus: Welche Kunst verbirgt sich hinter dem Begriff?
Welche Rolle spielt der Surrealismus in der Kunstgeschichte?
Woran erkenne ich surrealistische Kunst?
Woher stammt der Name des Surrealismus?
Der Surrealismus und seine Geschichte
Surrealismus: Wichtige Künstler und deren Werke
- Salvador Dalí
- Max Ernst
- René Magritte
- Joan Miró
- Wolfgang Paalen
- Man Ray
- Frida Kahlo
- War Pablo Picasso Surrealist?
Surrealismus: Welche Kunst verbirgt sich hinter dem Begriff?
Der Surrealismus verstand sich von Anfang an eher als Geisteshaltung und gesamtgesellschaftliche Bewegung denn als klassische Stilrichtung der Bildenden Kunst.
Daher ist es kein Wunder, dass auch andere Medien wie Literatur oder Film surrealistisch sein können. Bis heute gibt es Künstler, die sich dieser Kunstrichtung zurechnen.
Surrealisten begreifen sich in der Regel als Bewegung, die sich gegen traditionelle Normen richtet. Dabei wird teilweise auf psychoanalytische Konzepte zurückgegriffen.
Die Psychoanalyse ist eine Denkrichtung der Psychologie, die von Sigmund Freud begründet wurde.
Die Träume, der Rausch und das Unbewusste spielen in der Psychoanalyse eine besondere Rolle.
Davon inspiriert ist die surrealistische Kunst. Es soll Kunst geschaffen werden, die “über dem Realistischen” steht – indem sie Themen des Traums und des Unter- oder Unbewussten aufgreift.
Surrealistische Bilder sind daher oft provokativ und scheinen eine Fantasiewelt zu zeigen.
Welche Rolle spielt der Surrealismus in der Kunstgeschichte?
Wie bereits angedeutet, war und ist der Surrealismus sehr bedeutsam für die moderne Kunst. Bis ins moderne Design hinein kann man den Einfluss des Surrealismus sehen.
Bedeutsam ist sicher auch, dass viele der wichtigsten Künstler zumindest zeitweise surrealistische Bilder malten, darunter Pablo Picasso, Salvador Dalí und Joan Miró.
Woran erkenne ich surrealistische Kunst?
Wie auch beim Expressionismus sind Werke des Surrealismus weniger an einer eindeutigen Formensprache oder ähnlichem zu erkennen.
Es gab surrealistische Künstler wie Dalí, die sehr realistisch malten und dabei völlig surrealistische Motive wählten. Das machte ihre Bilder besonders eindrucksvoll.
Andere, wie beispielsweise Picasso, spielten auch mit einem verträumten Stil und surrealistischen Formen oder Farben. Auch das hat eine ganz eigene Wirkung.
Du erkennst surrealistische Kunst oft eher am Motiv als an der Art der Umsetzung. Das Absurde und Fantastische ist es, was die Kunst des Surrealismus kennzeichnet.
Woher stammt der Name des Surrealismus?
Der Name geht auf den französischen Dichter Guillaume Apollinaire zurück. Er erfand das Wort damals, es war zu diesem Zeitpunkt noch völlig unbekannt.
Guillaume war selbst ein wichtiger surrealistischer Schriftsteller und schrieb unter anderem surrealistische Theaterstücke. Er war der Ansicht, dass ein bis dahin unbelastetes Wort das beste für die Bewegung sei.
Bereits zuvor gab es allerdings eine surrealistische Bewegung, zunächst vor allem in der Literatur. Angeführt wurde sie vom Schriftsteller André Breton. Dieser übernahm den Begriff Surrealismus schnell für die Bewegung – der Name war geboren.
Der Surrealismus und seine Geschichte
Der Surrealismus entstand eher langsam aus anderen Richtungen und vor allem als Reaktion auf Ereignisse des frühen 20. Jahrhunderts.
Im Folgenden zeigen wir dir die verschiedenen Phasen, die die Entwicklung dieser Stilrichtung kennzeichneten.
Entstehung unter dem Deckmantel des Dadaismus
Als Vorgänger des Surrealismus gilt heute der sogenannte Dadaismus. Bereits dieser begriff sich als revolutionäre Denk- und Kunstrichtung, die mit bürgerlichen Traditionen brechen wollte.
Der Dadaismus, von seinen Mitgliedern meist nur kurz Dada genannt, nutzte dazu vor allem Satire.
Unter dem dadaistischen Deckmantel entwickelten sich nach und nach die ersten surrealistischen Ansätze.
Beeinflusst durch psychoanalytische Ideen beschäftigten sich einige Dadaisten mehr und mehr mit der Möglichkeit, Motive aus Traum und Rausch für ihre Aussagen zu nutzen.
Ein früher erster Einfluss waren die Werke des Malers Giorgio de Chirico, der zwar noch nicht als Surrealist gilt, sich aber schon mit dem beschäftigte, was er sah, wenn er die Augen schloss.
Letztlich hatte auch der Ausbruch des 1. Weltkriegs großen Einfluss auf die ersten surrealistischen Künstler. Die Schrecken, das Trauma und die Brutalität der Kriegsrealität veranlassten viele dazu, den Ausdruck mehr in dem zu suchen, was wir nicht direkt sehen können.
Bruch mit Dada
Bis Anfang der 1920er Jahre entwickelte sich so unter dadaistischen Künstlern und Schriftstellern eine zunehmende Faszination für das Surrealistische.
Bis zu diesem Zeitpunkt wurde diese Herangehensweise allerdings noch nicht als eigene Kunstrichtung wahrgenommen.
Es kam dadurch zu zunehmenden Spannungen innerhalb der dadaistischen Bewegung. Der Künstler Tristan Tzara, der als Anführer der Dadaisten wahrgenommen wurde und zuvor gut mit André Breton befreundet war, geriet immer mehr mit diesem in Streit.
Die Auseinandersetzungen gipfelten in Handgreiflichkeiten bei einer dadaistischen Theateraufführung Tzaras. So kam es zum Bruch nicht nur zwischen Tzara und Breton, sondern auch zwischen Dada und Surrealismus.
Etwa ab 1922 wurde der Surrealismus als eigenständige Kunstrichtung wahrgenommen. André Breton arbeitete sich immer mehr als dessen Anführer heraus.
Die Surrealisten-Gruppe
Breton scharte ab 1924 immer mehr Künstler verschiedener Medien um sich, die einige Jahre intensiv zusammenarbeiteten.
Die Künstler stachelten sich gegenseitig zu immer neuen Experimenten mit der eigenen Wahrnehmung an und sollen auch Drogen intensiv als Inspirationsquelle genutzt haben.
Viele surrealistische Hauptwerke entstanden innerhalb weniger Jahre nach 1924.
Auseinanderbrechen der Surrealisten-Gruppe
Bereits 1928 zerbricht die Surrealisten-Gruppe um Breton wieder. Grund dafür sind vor allem unterschiedliche politische Vorstellungen innerhalb der Gruppe.
Der 2. Weltkrieg und die Vorstellungen dazu, wie damit umgegangen werden sollte, führen zum kompletten Bruch der Künstler miteinander.
Zwar versuchen Mitglieder der französischen Resistance in den 1940ern, die surrealistische Bewegung wieder aufleben zu lassen, allerdings haben sie damit keinen echten Erfolg.
Post-Breton-Surrealismus
Viele Künstler beschäftigen sich auch nach dem Zerbrechen der Surrealisten-Gruppe mit dieser Kunstrichtung.
Der Surrealismus an sich bleibt damit bestehen, auch, wenn dieser sich nach 1929 weniger als zusammengehörende Bewegung wahrnimmt.
Surrealismus heute
Bis heute gibt es den Surrealismus – es handelt sich also um eine sehr erfolgreiche Kunstrichtung.
Heute wird der Begriff allerdings sehr weit für jede Form von Kunst gebraucht, die realistische Elemente mit fantastischen Elementen oder Traumelementen verbindet.
Es gibt aber auch strukturiertere Richtungen, wie beispielsweise den Massurealismus. Darunter versteht man eine seit Anfang der 1990er bestehende Grassroots-Kunstrichtung, die weltweit Bedeutung erlangte.
Arten von Surrealismus
Wir unterscheiden zwei Arten von Surrealismus, die sich vor allem dadurch unterscheiden, wie stark die Realität verfremdet wird.
Veristischer Surrealismus
Im veristischen Surrealismus gibt es noch immer Bezüge zur Realität. Die Motive werden aber verdreht oder mit Fantasieelementen durchmischt dargestellt.
Ein wichtiger Vertreter dieser Richtung ist Salvador Dalí.
Absoluter Surrealismus
Der absolute Surrealismus treibt die Ideen des Surrealismus auf die Spitze und lehnt den Einfluss jeder Realität strikt ab.
Im absoluten Surrealismus sind die Bilder daher häufig rausch- oder traumhaft, stark abstrakt und nur mit etwas Interpretation verständlich, wenn überhaupt.
Ein wichtiger Maler ist hier Joan Miró.
Surrealismus: Wichtige Künstler und deren Werke
Natürlich möchten wir dir nun noch wichtige Künstler und Werke des Surrealismus zeigen.
Salvador Dalí
Bereits als sehr junger Mann schloss der Spanier Salvador Dalí sich den Surrealisten an und war einige Jahre Mitglied der Surrealisten-Gruppe.
Aufgrund abweichender politischer Meinungen wurde Dalí zu Beginn des 2. Weltkriegs aus der Gruppe ausgeschlossen. Nichtsdestotrotz ist er bis heute der vielleicht bekannteste surrealistische Maler überhaupt.
Dalí galt als begnadeter Techniker und konnte auf fotorealistischem Niveau malen. Gleichzeitig verfremdete er die Formen seiner Objekte stark und schuf dadurch rauschhafte Welten.
Folger Shakespeare Library, Salvador Dalí set design for As You Like It, cropped, CC BY-SA 2.0
Max Ernst
Ursprünglich gehörte Max Ernst zum engsten Kreis der deutschen Dadaisten. Der Surrealismus aber faszinierte ihn schnell.
Ernst wurde eines der wichtigsten und einflussreichsten Mitglieder der Surrealisten-Gruppe. Er malte bizarre Mischwesen und fantastische Landschaften.
Auch nach der Auflösung der Gruppe blieb Max Ernst dem Surrealismus treu. So malte er in seinem späteren Exil in den USA weiter surrealistische Bilder und inspirierte viele andere Künstler mit seinen Werken.
Max Ernst, Max Ernst, Projet pour un monument à Leonardo da Vinci, adjugé 833 000€ , CC BY-SA 4.0
René Magritte
René Magritte gilt als einer der wichtigsten Surrealisten Belgiens – neben Frankreich gab es dort eine einflussreiche surrealistische Kunstszene.
Wie auch Dalí zählt Magritte zum veristischen Surrealismus. Er vermochte es, sehr realistische Bilder zu zeichnen, die auf den ersten Blick wie naturalistische Stillleben wirken.
Erst auf den zweiten Blick erkennt man die Doppeldeutigkeit in Magrittes Bildern. Sein Ansatz war es, Objekte auf surreale Art und Weise miteinander zu verknüpfen und dadurch die Wahrnehmung des Betrachters auf den Kopf zu stellen.
Haeferl, Liebenau – Die Beschaffenheit des Menschen (René Magritte 1933), cropped, CC BY-SA 4.0
Joan Miró
Der Spanier Joan Miró gilt heute nicht nur als einer der wichtigsten Surrealisten, sondern auch als einer der bedeutendsten Künstler der gesamten Moderne.
Miró begann, wie viele andere moderne Maler, im Stil des Fauvismus und wandte sich dann dem von Picasso begründeten Kubismus zu.
Seine künstlerische Heimat fand er dann aber im Surrealismus. Im Gegensatz zu anderen bedeutenden Vertretern steht Miró für einen absoluten Surrealismus. Er wandte sich komplett von der festen, realistischen Form ab und schuf hoch abstrakte, sehr farbenfrohe Bilder.
rene boulay, Majorque Valldemossa Chartreuse Musee Municipal Section Art Contemporain Miro – panoramio, cropped, CC BY-SA 3.0
Wolfgang Paalen
Zwar mag der Name Wolfgang Paalen nur Kunsthistorikern geläufig sein, allerdings spielte der mexikanisch-österreichische Künstler in der Kunst des Surrealismus eine bedeutende Rolle.
Er war zunächst eng mit André Breton befreundet. In der Surrealisten-Gruppe spielte er weniger als Maler und eher als Ideengeber eine wichtige Rolle.
Ende der 1930er lebte er in Mexiko im Exil und wandte sich dort von Bretons Ideen ab. Er wurde sogar zu einem seiner Kritiker und versuchte, den Surrealismus auf ein weniger psychoanalytisch begründetes Fundament zu stellen.
Nach seiner Rückkehr nach Europa konnte er sich mit Breton versöhnen und blieb im Kreis der Surrealisten einer der einflussreichsten Akteure.
Man Ray
Der US-Amerikaner Man Ray lebte bereits in den 1920ern in Paris und war dort ein bekannter Künstler.
Man Ray war nie nur Maler. Neben dem Film und der Objektkunst widmete er sich auch der Fotografie und erstellte Portraitfotos vieler Pariser Künstler der damaligen Zeit.
Heute gilt Ray als einer der wichtigsten Vertreter sowohl des Dada als auch des Surrealismus. Seine Malerei bricht dabei jede Gegenständlichkeit auf.
pohick2, Man Ray – (watercolor) Landscape (Paysage Fauve) – Smithsonian American Art Museum, CC BY-SA 2.5
Frida Kahlo
Frida Kahlo, oft auch einfach Frida genannt, ist nicht nur eine der bekanntesten Malerinnen überhaupt, sie ist auch eine der wichtigsten Vertreterinnen des Surrealismus.
Sie malte viele Selbstportraits, welche durch surrealistische und fantastische Elemente verfremdet waren.
Ambra75, Mostra di Frida Kahlo al Mudec di Milano 3 maggio 2018 (21) (cropped), CC BY-SA 4.0
War Pablo Picasso Surrealist?
Häufig wird auch Pablo Picasso zu den wichtigsten Künstlern des Surrealismus gezählt – auch in diesem Artikel haben wir ihn dir eingangs ja als solchen vorgestellt.
Das ist auch nicht grundsätzlich falsch. Es ist aber auch nicht grundsätzlich richtig – vielmehr ist diese Einordnung umstritten.
Picasso war fasziniert vom Surrealismus und beschäftigte sich einige Jahre intensiv damit. Eine surrealistische Werkschau 1925 zeigte auch Werke von Picasso, der damit eindeutig zu den Surrealisten gezählt wurde.
Bereits wenige Jahre später aber brach Picasso mit der Bewegung. Er wandte sich gegen ihre Prinzipien und bestand Zeit seines Lebens darauf, dass die Realität die einzige akzeptable Inspirationsquelle sei.
Auch seine zum Surrealismus gezählten Werke wollte Picasso als von der Realität inspiriert wissen. Das wurde als krasser Bruch mit den Ideen der Surrealisten gewertet.
Man kann Picasso also nicht eindeutig dem Surrealismus zuordnen.
Manche Kunsthistoriker zählen seine Werke aus den Jahren 1924 bis 1936 zum Surrealismus, unter anderem das berühmte Gemälde Guernica. Andere hingegen folgen Picassos eigener Aussage, kein Surrealist gewesen zu sein.
Papamanila, Mural del Gernika, CC BY-SA 3.0
Der Surrealismus schuf eine ganz neue Form von Kunst. Wie findest du solche Bilder – verwirrend oder interessant? Sag uns deine Meinung – in den Kommentaren!