Seitdem Menschen sich dem Malen mit Farben widmen, haben sie auch auf Wände gemalt. Vielleicht denkst du bei Wandmalerei vor allem an die berühmten Freskomalereien der Renaissance.
Von Höhlenmalerei bis Graffiti gibt es aber viele unterschiedliche Stile der Wandkunst zu entdecken.
Heute zeigen wir dir daher, wie sich das Malen auf Wände entwickelte, welche Techniken es gibt und welche Wandmalereien du unbedingt einmal in echt gesehen haben solltest.
Diese Inhalte erwarten dich im Artikel:
Was versteht man unter Wandmalerei?
Die Geschichte der Wandmalerei
- Wandmalereien in der Steinzeit
- Die Wandmalerei in der Antike
- Wandkunst im Mittelalter
- Moderne Wandkunst: Von Murals und Graffitis
Techniken zur Gestaltung von Wänden
Berühmte Wandmalereien der Antike
Bekannte Freskomalereien des Mittelalters
Moderne Wandmalereien mit Bekanntheitswert
Wandmalerei der Gegenwart: Diese Orte solltest du besuchen
Was versteht man unter Wandmalerei?
Grundsätzlich versteht man unter Wandmalerei jede Form von bildlicher Kunst, die fest installiert auf vorhandene Wände aufgebracht wird.
Im Gegensatz zu “normalen” Bildern ist Wandmalerei daher nicht mobil. Sie wird nicht in Ausstellungen gezeigt, sondern ist fest in das architektonische Konzept eines Gebäudes integriert.
Wie du gleich sehen wirst, gibt es aber verschiedenste Techniken, um Wände zu bemalen. Nicht alle beinhalten, dass die Farbe tatsächlich direkt auf die Wand aufgebracht wird.
Die Geschichte der Wandmalerei
Schon vor mehreren zehntausend Jahren malten kreative Menschen auf Wände – damals noch auf die Steinwände vorhandener Höhlen. Damit ist diese Form der Kunst die vielleicht älteste überhaupt.
Wir zeigen dir, welche Phasen die Wandmalerei im Verlauf der Menschheitsgeschichte durchlief.
Wandmalereien in der Steinzeit
Wie erwähnt begann alles mit der steinzeitlichen Höhlenmalerei. Dabei malten die Menschen mit einfachen Pigmenten Tiere und Menschen auf Höhlenwände.
Wir haben vor Kurzem bereits einen ausführlichen Blogartikel zur Höhlenmalerei veröffentlicht. Schau dort gerne hinein, wenn dich das Thema interessiert.
In diesem Artikel wollen wir uns auf modernere Formen von Wandmalerei konzentrieren.
Die Wandmalerei in der Antike
In antiken Zeiten erfreute sich Wandmalerei weltweit großer Beliebtheit. So erlebte die Wandmalerei unter anderem bei den Maya in Südamerika, den Nubiern in Afrika und den alten Chinesen und Indern eine Blütezeit.
Besonders verbreitet war die Wandmalerei aber im antiken Europa. Überreste großer Wandmalereien fand man unter anderem in Mitteldeutschland und in Griechenland.
Im alten Rom allerdings war die Wandmalerei so beliebt wie vielleicht nie wieder nach dieser Zeit. Nahezu jedes Wohnhaus besaß damals Wandbilder. Sie waren ein riesiger Trend, der in der Stadt ebenso erblühte wie auf dem Land.
Die Römer malten vorwiegend Alltagsszenen. Doch auch mythologische Bilder und erotische Darstellungen waren beliebt.
Wandkunst im Mittelalter
Im Mittelalter wandelte sich die Wandkunst unter dem Einfluss des erstarkenden Christentums. Mehrere Jahrhunderte war das Wandbild vor allem als Teil sakraler Architektur bedeutsam.
Während die Bilder der Romanik und Gotik noch recht einfach gehalten waren, wurden sie in der Renaissance und schließlich im Barock sehr realistisch und detailliert.
Aus der Renaissance stammen viele der berühmtesten Malereien im Fresko-Stil. Sie sind für viele gar der Inbegriff der Wandmalerei.
Entsprechend der religiösen Prägung zeigten diese Malereien vorwiegend biblische Szenen und Heilige.
Moderne Wandkunst: Von Murals und Graffitis
Nachdem die Wandmalerei einige Jahrhunderte zunehmend in Vergessenheit geraten war, wurde sie Anfang des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt.
Zunächst im großen Stil wieder aufgegriffen wurde die Wandkunst in den sozialistischen Staaten. Hier wurden vor allem futuristische Motive einer blühenden Zukunft gezeigt.
Eine wichtige Richtung moderner Wandmalerei entwickelte sich in Mexiko. Die Motive verarbeiten traditionell mexikanische ebenso wie europäische Einflüsse und standen der sozialistischen Wandkunst nahe. Man nennt diese Kunstrichtung auch Muralismo.
Mit dem Aufkommen der modernen Street Art verbreitete sich die Wandmalerei zunehmend in Europa. Besonders im Norden und Osten Europas und auch Deutschlands finden sich heute viele Wandbilder.
Man spricht hier von Murals. Diese sind nicht mit Graffitis zu verwechseln, wobei die Übergänge fließend sein können.
Techniken zur Gestaltung von Wänden
Über alle Zeiten haben sich bestimmte Techniken als besonders wirksam für die Wandgestaltung bewiesen. Andere sind erst durch moderne Technologien möglich geworden.
Wir zeigen dir hier einen kleinen Überblick über Techniken der Wandmalerei.
Freskomalerei
Für viele ist ein Fresko mit einer Wandmalerei gleichzusetzen. Dabei stimmt das überhaupt nicht, denn die Freskomalerei ist eigentlich nur eine von mehreren möglichen Techniken, um eine Wand zu bemalen.
Bei einem Fresko wird die Malerei auf den frischen, noch leicht feuchten Putz aufgebracht. Der Künstler arbeitet daher unter einem gewissen Zeitdruck – schließlich ist jeder Putz irgendwann trocken und bis dahin muss das Bild fertig sein.
Die Malerei al fresco hat den Vorteil, dass die Farbe mit dem Putz eine feste, nicht lösliche Verbindung eingeht. Freskomalereien sind daher besonders langlebig.
Auch, wenn wir Fresken vor allem mit der Wandkunst der Renaissance verbinden, wurde und wird diese Technik bis heute angewendet. So wurden zum Beispiel die Werke des mexikanischen Muralismo vorwiegend al fresco gefertigt.
Seccomalerei
Viele Jahrhunderte war die Malerei al secco die einzige Alternative zum Fresko. Dabei wird die Farbe auf den schon getrockneten Putz aufgebracht.
Das hat viele Vorteile: Der Künstler muss sich nicht beeilen. Zudem lässt sich das Kunstwerk ohne Verputzen der Wand im Nachhinein aufbringen.
Andererseits blättert die Farbe später schneller wieder ab, da sie keine feste Verbindung mit dem Untergrund eingeht. Malereien, die al secco gefertigt werden, sind daher weniger lang haltbar als Fresken.
Atelier-Fertigung
Es gibt auch die Möglichkeit, Wandmalerei nicht direkt auf die Wand aufzubringen. Sie wird dann beispielsweise auf große Leinwände gemalt, mit denen die Wand später fest bespannt wird.
Auch, wenn man an solche Techniken nicht gleich denken mag, zählt auch diese Art von Wandkunst zur Wandmalerei.
Moderne Techniken der Wandmalerei
In der modernen Wandmalerei spielen die oben genannten Techniken bis heute eine Rolle. Allerdings haben neue Entwicklungen und der technische Fortschritt auch ganz neue Möglichkeiten mit sich gebracht.
So eignen sich heute auch für Wände Drucktechniken. Sogar Digitaldruck lässt sich zur Anfertigung von Wandbildern nutzen. Etwas künstlerischer geht es bei der Nutzung von Holzdruckplatten oder ähnlichem zu.
Sehr bedeutsam für die moderne Wandkunst ist zudem die Möglichkeit, Farbe unter Nutzung von Schablonen zu sprühen. Zwar ist diese Entdeckung nicht neu – schon die Höhlenmenschen sprühten Farbe mit dem Mund auf die Wände.
Allerdings sind unsere Möglichkeiten zum Farbauftrag mittels Sprühen heute sehr viel ausgereifter. Dabei kommt meist entweder die einfache Graffiti-Dose oder ein Airbrush-System zum Einsatz.
Berühmte Wandmalereien der Antike
Zuletzt möchten wir uns noch einige bekannte Wandmalereien aus verschiedenen Epochen ansehen.
Die bekanntesten Fresken der Antike finden sich im berühmten Pompeji. Dieser durch einen Ausbruch des Vesuvs untergegangene Ort ist weltberühmt. Neben vielen anderen Zeugnissen der römischen Alltagskultur wurden dort auch viele Fresken gefunden.
Bekannte Freskomalereien des Mittelalters
Im Mittelalter muss etwas nach Zeitabschnitten unterschieden werden.
Romanik: Sigwardskirche in Wunstorf
Viele Fresken der Romanik sind heute nicht mehr erhalten. Eine Ausnahme sind die Decken- und Wandmalereien dieser kleinen, von außen eher unscheinbaren Kirche in Niedersachsen.
Siegfriedrich, Idensen Sigwardskirche Fresken, CC BY-SA 3.0
Renaissance: Das letzte Abendmahl und die Sixtinische Kapelle
Die Renaissance war eine Hochzeit der klassischen Fresken. Die Techniken waren hier sehr verfeinert worden, weshalb viele der Bilder bis heute erhalten sind.
Ein sehr bekanntes Werk ist Das letzte Abendmahl von Leonardo da Vinci. Es wurde al secco gemalt und ziert eine Wand im Speisesaal eines Klosters in Mailand.
Das vielleicht bekannteste Fresko der Welt ist die Malerei, welche der berühmte Maler Michelangelo an Decke und Wände der Sixtinischen Kapelle im Vatikan malte.
Die Sixtinische Kapelle zeigt unterschiedliche biblische Geschichten und ist äußerst bildgewaltig. Die gesamte Arbeit wurde al fresco angefertigt. Besonders berühmt ist die Decke dieses Kirchenbaus.
Antoine Taveneaux, Chapelle sixtine2, CC BY-SA 3.0
Barock: Die Würzburger Residenz
Im Barock wurden die Motive teils wieder etwas weltlicher, dafür aber umso größer und detaillierter.
Eines der berühmtesten Fresken dieser Zeit ist die Decke im Treppenhaus der Würzburger Residenz. Diese gilt als größte zusammenhängende Deckenmalerei der Welt und wurde vom damals sehr berühmten Maler Giovanni Battista Tiepolo al fresco angefertigt.
Die verschiedenen abgebildeten Figuren sollen die verschiedenen Teile der Welt widerspiegeln.
Oktobersonne, TreppenhausResidenzWürzburgL1050248 (2), CC BY-SA 4.0
Ähnlich berühmt waren zur damaligen Zeit die Deckenfresken des Dresdner Zwingers, welche allerdings bei einem Feuer im 19. Jahrhundert vollständig zerstört wurden.
Moderne Wandmalereien mit Bekanntheitsgrad
Mit dem ausklingenden 18. Jahrhundert verlor die Wandmalerei zunächst an Bedeutung. Erst im 20. Jahrhundert wurde die Wandmalerei wieder bedeutsam.
Der Fürstenzug in Dresden
Das erste bedeutende Werk, das Anfang des 20. Jahrhunderts installiert wurde, war der Fürstenzug in Dresden, der sich in direkter Nähe zum berühmten Zwinger befindet.
Der Fürstenzug besteht aus Meißner Porzellan und gilt mit einer Länge von mehr als hundert Metern als größtes Porzellanwandbild der Welt. Er zeigt insgesamt 34 sächsische Herrscher aus mehreren Jahrhunderten.
Kora27, Fürstenzug in der Augustusstraße in Dresden…IMG 7478OB1, CC BY-SA 4.0
Der mexikanische Muralismo
Bis heute finden sich viele Spuren des mexikanischen Muralismo in dem mittelamerikanischen Land, vor allem in Mexiko City.
Der Muralismo verstand sich als sozialkritische, revolutionäre Bewegung. Die Motive waren meist provokant und sehr eindrucksvoll.
Einer der berühmtesten Künstler des Muralismo war David Alfaro Siqueiros, dessen Werke sich heute noch vielfach in Mexiko finden. Berühmt ist beispielsweise sein Wandbild La Nueva Democracia.
Wolfgang Sauber, Palacio de Bellas Artes – Mural La Nueva Democracia Siqueiros 2, CC BY-SA 3.0
Wandmalerei der Gegenwart: Diese Orte solltest du besuchen
Wenn du dich für zeitgenössische Murals interessierst, kann es sich lohnen, eine Reise in bestimmte Städte zu machen. Denn es gibt einige Orte, die besonders bekannt für ihre reichhaltige Street Art Szene und die vielen Murals sind.
Wir zeigen dir die europäischen Städte, die du als Street Art Fan unbedingt gesehen haben solltest. Auch für Urban Sketcher können diese Städte sehr inspirierend sein.
Berlin
Berlin ist auf dieser Liste ganz vorne – wen wundert es? Kaum eine deutsche Stadt ist so bekannt für ihre Wandbilder und Graffitis wie Berlin. Sie gehören zum Charme der Stadt unbedingt dazu.
Besonders viele Wandbilder findest du im Trendbezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Allerdings kannst du fast überall in Berlin Zeugnisse moderner Street Art finden.
Berühmt sind vor allem die bunt bemalten sogenannten Brandwände Berlins. Diese entstanden durch den Abriss oder Einsturz einzelner Gebäude in langen Häuserzeilen. Als Mahnmal für die Zerstörung des Kriegs stehen viele Brandwände bis heute und wurden nicht selten von Künstlern verschönert.
Auch die Malereien auf den noch stehenden Teilen der Berliner Mauer sind sehr bekannt. Wenn du in Berlin bist, solltest du die sogenannte East Side Gallery auf keinen Fall auslassen.
Bundesarchiv, B 145 Bild-F088809-0038 / {Creator:Joachim F. Thurn, Bundesarchiv B 145 Bild-F088809-0038, Berlin, East Side Gallery, CC BY-SA 3.0 DE
Hamburg
Auch Hamburg ist bekannt für seine Street Art. Besonders viele Murals findest du im Szenekiez St. Pauli und dort besonders im Karoviertel.
Doch auch im Schanzenviertel wirst du fündig. Im Internet findest du sogar Spazierrouten entlang der Street Art Highlights der Hafenstadt.
Marko Kafé, El Bocho Citizens Hamburg, CC BY-SA 4.0
Bristol
Bristol gilt als ungeschriebene Hauptstadt der europäischen Street Art. Das liegt zu einem großen Teil auch daran, dass der weltbekannte Wandmaler Banksy aus Bristol stammt.
Banksy artist QS:P170,Q133600 William Avery, Banksy MIld Mild West and poster, CC BY-SA 2.5
Die Dresdner Neustadt
Klar, Dresden hat mit Zwinger, Fürstenzug und Frauenkirche traditionelle Kultur zu bieten, in deren Rahmen du auch Wandkunst entdecken kannst. Besonders an Dresden aber ist, dass du hier auch viel moderne, progressive Street Art finden kannst.
Von der berühmten Altstadt aus musst du dazu in die hippe Neustadt auf der anderen Seite der Elbe fahren. Das linksalternative Viertel gilt als Zufluchtsort für Künstler und Unangepasste.
Wo sonst in Deutschland gleicht sogar der Eingang der örtlichen Sparkasse eher einem großen modernen Wandbild? Bei einem Bummel durch die Neustadt entdeckst du an fast jeder Ecke ein neues Mural. Besonders bekannt ist die sogenannte Kunsthofpassage.
Max A. from L., Germany, Kunsthofpassage Dresden, CC BY-SA 2.0
Christiania in Kopenhagen
In der dänischen Hauptstadt Kopenhagen befindet sich die freie Stadt Christiania. Ursprünglich als basisdemokratisches Projekt für Künstler und Aussteiger gedacht, gilt Christiania heute als wichtiger touristischer Punkt.
Einen Besuch ist Christiania in jedem Fall wert, wenn du Street Art entdecken möchtest. Seinen subkulturellen Charme allerdings hat der Stadtteil etwas eingebüßt.
Tony Webster from Portland, Oregon, United States, Christiania – Nelson Mandela (15914414081), CC BY 2.0
Gibt es eine bekannte Wandmalerei in deinem Wohnort? Erzähl uns gerne in den Kommentaren von der Street Art bei dir vor Ort!